Basics
Ob ein Kind zu einem warmherzigen,
mit Sinn für das Gemeinwohl offenen und
vertrauensvollen Menschen heranwächst,
oder aber zu einem gefühlskalten,
destruktiven, egoistischen Menschen, das
entscheiden die, denen das Kind in dieser
Welt anvertraut ist, je nachdem, ob
sie ihm zeigen, was Liebe ist, oder aber
dies nicht tun… Auch künftige Staatsmänner
und Politiker werden zu Charakteren
geformt, noch bevor sie das fünfte
Lebensjahr erreicht haben – das ist
erschreckend, aber wahr.
Astrid Lindgren,
schwedische Kinderbuchautorin
(1907 – 2002)
Unser pädagogisches Profil
Die Kinder verbringen im Kinderladen einen eigenständigen Lebensabschnitt. Dabei ist es unser Ziel, dass die Kinder die Möglichkeit bekommen, sich innerhalb der Gesellschaft zu selbständigen und verantwortungsvollen Persönlichkeiten zu entwickeln.
Unter Berücksichtigung der besonderen Abhängigkeit der Kinder von den erwachsenen Bezugspersonen, nehmen wir die Kinder als eigenständige Persönlichkeiten ernst. Wir wollen die Atmosphäre im Kinderladen so gestalten, dass die Kinder in einer liebevollen, geborgenen und stabilen Umgebung aufwachsen und sich entwickeln.
Als Basis für alle Erfahrungen im Kinderladen steht am Anfang eine behutsame und kindgerechte Eingewöhnung.
Bei Kindern, die von einer Krippengruppe des Kinderladens an der Donau in den Kinderladen am Ehinger Tor wechseln, gestalten die Fachkräfte einen sanften, individuellen Übergang. Dazu gehören gruppenübergreifende Angebote, Besuche der Kinder in der neuen Umgebung und eine enge Zusammenarbeit zwischen den Bezugserzieherinnen und Bezugserziehern sowie den Eltern.
Die Eltern begleiten und gestalten den Übergang in den Kindergarten mit und nehmen sich in den ersten Tagen die Zeit, die ihre Kinder zum Ankommen in der neuen Umgebung benötigen. Dies kann auch bedeuten, dass Eltern in der Anfangszeit mit anwesend sind bevor es zu einer ersten Trennung kommt. Der genaue Ablauf der Eingewöhnung orientiert sich an den Bedürfnissen des jeweiligen Kindes und wird zwischen den Fachkräften und den Eltern individuell vereinbart.
In den ersten Tagen in der neuen Kindergartengruppe holen die Eltern die Kinder schon mittags ab, damit sie sich langsam an die neuen Abläufe gewöhnen können. In ganz individuellem Tempo wird der Kindergarten-Tag dann mit Mittagessen, Ruhezeit und Nachmittagsgestaltung vervollständigt.
Kommen Kinder „von außen“ neu in den Kinderladen am Ehinger Tor, läuft die Eingewöhnung etwas langsamer ab, denn die Kinder brauchen meist mehr Zeit um sich an den noch fremden Kinderladenalltag zu gewöhnen, so dass sich die Eingewöhnungszeit auf ca. 3 Wochen ausweitet. Die genaue Dauer der Eingewöhnung orientiert sich an den individuellen Bedürfnissen des Kindes.
Den Orientierungsplan verstehen wir als Basis all unseres pädagogischen Handelns.
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Sprache
Die Sprache ist das A und O für Beziehungsaufbau, Weltverständnis und alles Lernen. Deshalb ist es uns wichtig, mit den Kindern viel zu sprechen, auch wenn sie das Gesprochene noch nicht vollständig verstehen. So lernen sie frühzeitig sich mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen und Abläufe besser zu verstehen. Dabei halten wir es für selbstverständlich, Kinder als eigenständige Personen ernst zu nehmen und auch so anzusprechen.
Durch Vorlesen, Fingerspiele, Gespräche, Singen, Mundmotorikspiele, Rollenspiele, Theaterspielen usw. fördern wir spielerisch die Sprachentwicklung der Kinder. In allen nachfolgenden, pädagogischen Punkten spielt die Sprache deshalb eine vorrangige Rolle.
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Denken
Wir wollen den Kindern ihre Umwelt durchschaubar und damit begreifbar machen. Wir arbeiten mit den Kindern lebensnah, ausgehend vom natürlichen Umfeld und der uns umgebenden Umwelt. Durch gemeinsame Spiele und Ausflüge wollen wir den Kindern ihre Umwelt verständlich machen. Sie lernen dadurch Dinge ihrer Umwelt einzuordnen, zu differenzieren und zu bewerten. Dabei ist es uns wichtig, uns mit den Kindern auch außerhalb unserer Kinderladenräume aufzuhalten.
Wir bemühen uns, den Kindern im Umgang mit lebenspraktischen Dingen, wie Kleidung, Nahrung und Spielzeug weitgehend selbständiges und verantwortungsvolles Handeln zu ermöglichen.
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Sinn, Werte und Religion
Wir wollen eine Atmosphäre schaffen, die Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen fördert. Dabei bieten wir den Kindern Raum und Möglichkeiten, damit sie, soweit als möglich, eigene Entscheidungen treffen können und eigene Ideen und Wünsche entwickeln.
Aber zum Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein gehört es auch, dass die Kinder lernen, sich in eine Gemeinschaft mit eigenen Regeln zu integrieren. Wir möchten ein Umfeld schaffen, in dem sich die Kinder aktiv an Gestaltungsprozessen beteiligen können.
Sie werden ermutigt, selbst auszuwählen, in welchem Raum und mit welchen Materialien sie „arbeiten“. Die Kinder sind außerdem an der Raumgestaltung beteiligt – so wachsen die Räume mit den Bedürfnissen der Kinder und sind in einem ständigen Entstehungsprozess.
Unsere Regeln und Rituale basieren auf den Erfahrungen der letzten Jahrzehnte im Ulmer Kinderladen. Auch sie sind ständig im Fluss, werden von den Kindern mitgestaltet und von den Fachkräften immer wieder selbstkritisch hinterfragt. Hierbei legen wir großen Wert auf Transparenz des pädagogischen Personals gegenüber den Kindern und Eltern – so werden Prozesse erlebbar und selbstwirksam gestaltet. Im Tagesablauf gibt es feste Strukturen und Abläufe – doch auch diese können in gewissem Rahmen nach den Bedürfnissen einer Kindergruppe flexibel gestaltet werden.
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Gefühl und Mitgefühl
Deshalb halten wir Aktionen, wie gemeinsames Essen oder einen Ausflug machen
für wichtige, das Gruppengefühl fördernde Aktivitäten. Leben in der Gruppe bedeutet Gemeinschaft zu erfahren, Spaß zu haben, aber auch Rücksicht aufeinander zu nehmen, Fremdartigkeit zu erleben und diese anzunehmen und zu akzeptieren. In der Gruppe auch mal an Grenzen zu stoßen. So erwächst die wichtige Konfliktfähigkeit und Frustrationstoleranz.
Unser Ziel ist es, die Kinder in ihrer Persönlichkeit zu stärken!
Die Entwicklungsspanne zwischen einem einjährigen und einem sechsjährigen Kind ist enorm. Deshalb liegt unser Schwerpunkt darin, die Kinder in jeder Phase ihrer individuellen Entwicklung unterstützend zu begleiten. Wir möchten den Kindern die Möglichkeit geben, Kind zu sein, nicht mehr und nicht weniger!
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Sinne
Alle Sinne der Kinder sollen angesprochen werden (Sinneswahrnehmung).
Alles, was wir mit den Kindern machen, hat in irgendeiner Form mit der Sinneswahrnehmung zu tun. Die sechs Sinne sind: Riechen, Hören, Schmecken, Sehen, Tasten und nicht zu vergessen, der Gleichgewichtssinn. Besonders beliebt sind bei den Kindern die Fühl- und Krabbelspiele, die sowohl den Hör- als auch den Tastsinn spielerisch fördern.
- Bildungs- und Entwicklungsfeld: Körper
Die Kinder sollen zu einem positiven Körpergefühl gelangen. Sie lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und dabei auch akzeptieren, dass die Menschen in ihrem Umfeld, ebenfalls Bedürfnisse haben. Sie sollen also für sich sorgen und dabei trotzdem Rücksicht auf die anderen nehmen. Wir fördern durch die Körperwahrnehmung sowohl die Grob- als auch die Feinmotorik.
Wir haben im Kinderladen die Möglichkeit, den Kindern einen großen Bewegungsfreiraum zu bieten. Außerdem dürfen die Kinder bei uns viele Dinge ausprobieren, die auch einmal Dreck machen (Matschen im Sand, Malen mit den Händen, die ersten Versuche selbständig zu essen…)
Durch Bewegung aller Art wird die Grobmotorik der Kinder ausgebildet. Dazu gehört beispielsweise das Klettern, Balancieren, Tanzen, Hüpfen, Springen, Rennen, Kriechen, Krabbeln, Robben, Rollen, usw.
In gezielten Bewegungsangeboten, Bewegungsbaustellen und motorischen Herausforderungen im Alltag stellen wir eine anregende Lernumgebung zur Verfügung.
Bei der Handhabung von Werkzeugen und Materialien wird eher die Feinmotorik
gefördert, z. B. beim Essen, Malen, Puzzeln, Bücherseiten umblättern usw.
Wir fördern die Kinder im musischen Bereich.
Die Kinder bekommen bei uns Raum, ihre Kreativität in vielen Bereichen zu entdecken und auszubilden. So bieten wir den Kindern z. B. an, in den Bereichen Malen, Kneten und Gestalten, ihre Erfahrungen zu sammeln.
Jede Jahreszeit wird mit ihren Liedern begleitet. Auch bei der Bewegungserziehung spielt Musik eine große Rolle. Wir hören Musik und wir machen Musik, sowohl mit Gesang, als auch mit unseren selbst gebastelten Instrumenten.
Jedes Kind, jedes Elternteil, jede Fachkraft gestaltet den Kinderladen mit seinen Impulsen mit. Altersgerechte Mitbestimmung ist bei uns für alle Kinder, von den Kleinsten bis zu den Vorschulkindern erlebbar. Hierbei wählen die Fachkräfte sorgsam den passenden Rahmen aus, in dem die Kinder Entscheidungsprozesse gestalten. Die nonverbalen Impulse von Kleinkindern zu deuten und zu achten erfordert ein hohes Maß an Einfühlungsvermögen und Responsivität von den Fachkräften. Wir möchten beispielsweise respektieren, dass es Thema der Kinder ist, sich in der Garderobe am Öffnen und Schließen von Reißverschlüssen zu erproben und dort zu verweilen anstatt möglichst schnell in den Garten zu gelangen.
Je älter die Kinder werden, desto weiter kann auch ihr Rahmen der Mitbestimmung gesteckt werden. In verschiedenen Gruppenkonstellationen haben sie die Möglichkeit, über Ausflüge, Projekte, Alltagssituationen, Regeln abzustimmen. So werden demokratische Prozesse erlebbar gemacht. Sämtliche Strukturen im Kinderladen können so von den Fachkräften reflektiert, überprüft und diskutiert werden, wodurch ein ständiger transparenter Qualitätssicherungsprozess lebendig gehalten wird.
Wir sind eine inklusiv arbeitende Kindertageseinrichtung und stellen sicher, dass im Rahmen unserer strukturellen Möglichkeiten jedes Kind mit seiner Persönlichkeit und seinen Fähigkeiten angenommen wird, um sich gemäß seiner Ressourcen bestmöglich entwickeln zu können.
Wir möchten alle Familien mit ihren Bedürfnissen, Möglichkeiten und jeden Menschen mit seiner Individualität einbinden. Vielfältigkeit ist bei uns Normalität. Unser Ziel ist es, dass jeder Mensch uneingeschränkt und barrierefrei teilhaben kann und diese Werte auch den Kindern vermittelt werden.
Als Basis für eine optimale Unterstützung der kindlichen Entwicklung durch die Fachkraft verstehen wir eine stabile Beziehung. Je sicherer sich das Kind an seine Bezugserzieherin / seinen Bezugserzieher gebunden fühlt, desto größer ist sein Selbstvertrauen, mit dem es in die Welt geht. Nur wenn wir uns auf die Kinder einlassen, sie in ihrer Individualität annehmen können wir ihnen das zutrauen, was sie sich selbst zutrauen.
Die Fachkraft ist an der Seite des Kindes, das seine eigenen Bildungsprozesse gestaltet. Sie stellt eine anregende Umgebung (Räume, Materialien...) bereit, gibt Impulse, ist Vorbild und spiegelt den Lernprozess (sprachlich). Aus Impulsen der Kinder werden pädagogische Angebote entwickelt, bei denen sie intensiv an ihrem Thema arbeiten können. Durch die Dokumentation von Lernprozessen werden diese transparent gemacht und ihnen ihr hoher Stellenwert in der Gesamtentwicklung zugemessen.
Emotionsregulation ist im KiTa-Alltag allgegenwärtig und eine der zentralsten Herausforderungen für Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren. Die Fachkräfte unterstützen diesen Prozess, indem sie die Emotionen der Kinder deuten und spiegeln, Äußerungen und Verhaltensweisen eine Bedeutung unterstellen (z.B.: „Ich habe den Eindruck, du ärgerst dich gerade sehr“). Sie zeigen Wege auf, für die eigenen Bedürfnisse einzustehen und dabei die Grenzen der Mitmenschen zu achten. Ziel ist es, dass Kinder ihre Bedürfnisse, Emotionen und Empfindungen spüren, einordnen, äußern und regulieren lernen.
- Sozialraumorientierung – Mit den Kindern unterwegs sein
Durch die zentrale Lage des Kinderladens am Ehinger Tor, im Kern der Stadt Ulm, erstreckt sich der Erfahrungsraum der Kinder im Stadtgebiet. Als Außenspielbereich dient die einrichtungsinterne Dachterrasse, welche sich im 6. Stock des Gebäudes befindet. Die zur Hälfte überdachte Terrasse bietet vielfältige Möglichkeiten: Eine Kletterwand mit Fallschutzboden, eine große Fläche zum Fahrzeugfahren, einen Grünstreifen am Rand des Daches und einen großen Pflanztrog zur Bepflanzung. Für weitere Erfahrungsmöglichkeiten der Kinder nutzen die pädagogischen Fachkräfte den Sozialraum Ulms. Individuell und an den Bedürfnissen der Kinder und der Gruppe orientiert finden Ausflüge und Angebote im Sozialraum statt. Hierzu kann besonders von der Nähe ins Stadtzentrum und zur Donau profitiert werden, die fußläufig innerhalb von wenigen Minuten erreicht werden kann. Schrebergärten, Parks, Grünflächen und Spielplätze stehen den Gruppen des Kinderladens täglich zur Verfügung. Die zentrale Lage direkt am Ehinger Tor bietet den Kindergruppen die Möglichkeit, sich mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen und so auch Ausflugsziele in der weiteren Umgebung zu erreichen. So können beispielsweise auch Waldtage in regelmäßigen Abständen realisiert werden. Seit 2023 verfügt der Kinderladen am Ehinger Tor über einen eigenen Schrebergarten am Kuhberg. Dieser Garten wird von beiden Gruppen genutzt, um den Kindern verschiedene Naturerfahrungen zu ermöglichen.
Die Orientierung im Sozialraum trägt wesentlich zur Entwicklung des Umgebungsbewusstseins der Kinder bei. Durch das Erkunden des Umfelds wird er Erfahrungsschatz der Kinder erweitert und sie lernen, sich in einer realen, komplexen Welt zu orientieren. Durch die Exploration im Sozialraum lernen die Kinder, sich in ihrer unmittelbaren Umgebung zu orientieren. Zudem erlernen sie lebenspraktische Kompetenzen im Umgang mit dem Straßenverkehr.