Specifics
Partizipation
Im Kinder- und Jugendhilfegesetz heißt es: "Kinder und Jugendliche sind entsprechend ihrem Entwicklungsstand an allen sie betreffenden Entscheidungen der öffentlichen Jugendhilfe zu beteiligen."
Da § 8 KJHG keinerlei Altersbegrenzungen enthält, gilt er auch uneingeschränkt für Kindertageseinrichtungen.
"Der Geist der Demokratie kann nicht von außen aufgepfropft werden, er muss von innen heraus kommen" (Mahatma Gandhi)
Politische Bildung in der Kindertagesstätte - das mag befremdlich klingen. Aber anders als im Jugendalter, geht es hier nicht so sehr um die Vermittlung politischen Wissens als vielmehr um die Entwicklung politischer Persönlichkeiten. Dazu gehört die Haltung, sich zuständig zu fühlen für die eigenen Belange und die der Gemeinschaft, die Kompetenz, sich konstruktiv streiten zu können, also eigene Interessen zu vertreten, sich in andere hineinversetzen und es aushalten zu können, wenn man sich nicht durchsetzen kann.
Derartige Haltungen und Kompetenzen entwickeln sich früh. Wie andere Bildungsinhalte können sie nicht vermittelt, sondern nur handelnd erworben werden. Auch politische Bildung ist Selbstbildung.
Partizipation, durch Mitbestimmung und Verantwortung, erlebt das Kind täglich im Kinderparlament. Dort erhält jedes Kind die Möglichkeit über seine Erfahrungen, Gedanken, Sorgen und Ängste mit anderen Kindern und den Erziehern zu sprechen. Hier werden Projektideen entwickelt, abgestimmt, protokolliert und der Tag geplant. Abstimmungen werden offen oder geheim, anhand von Abstimmungssteinen, durchgeführt. Der Erziehende beteiligt sich nicht an der Abstimmung. Ein Kind führt das Parlament und sorgt dafür, dass alle Kinder Gehör finden. Es gibt festgelegte Regeln, die alle einhalten sollten, dies gilt auch für den Erwachsenen. Die Sitzung kann von 15 Minuten bis zu einer Stunde dauern. Je nachdem, was die Kinder gerade bewegt.
Im Kinderparlament erleben Kinder den Dialog zwischen ihnen und Erwachsenen als ihr Forum. Ihre Äußerungen werden nicht bewertet. Wichtige Ergebnisse und Vereinbarungen werden aufgeschrieben. Sie können so jederzeit nachgelesen werden.
Im Kinderparlament lernen die Kinder:
- Anderen zuzuhören
- den Mut auf zubringen vor der Gruppe zu sprechen.
- eigene Bedürfnisse zu äußern
- demokratisch zu handeln
- Ideen und Wünsche konkret auszudrücken
- Konflikte konstruktiv zu bearbeiten
- Probleme wahrzunehmen und nach Lösungen zu suchen
- Mehrheitsbeschlüsse zu akzeptieren
- Absprachen einzuhalten
- sich gegenseitig an Regeln und Absprachen zu erinnern
- die Entstehung von Projekten mitzutragen
- ihre Sprachfähigkeit zu erweitern
Das Kind erfährt, dass die Ergebnisse der Sitzungen für alle bindend sind und übernimmt Verantwortung für sich und die Gemeinschaft. Ein wichtiger Aspekt ist die Bereitschaft der Kinder zu fördern, sich gegenseitig an allgemeingültige Regeln zu erinnern. Dadurch werden sie vom Erwachsenen unabhängiger und erleben, dass sie für sich und die Gemeinschaft sorgen können.
Das Kinderparlament – Ablauf
- 8.45 Uhr Vorbereitung des Kinderparlaments
- Beginn 9.00 Uhr, Parlamentsführer läutet zum Kinderparlament
- Eröffnung des Kinderparlaments durch den Parlamentsführer
- Anwesenheitsliste führen
- Kalender einstellen
- Nennung der Wochentage, des Datums
- Wortbeiträge der Kinder
- eventuelle Abstimmungen
- Parlamentsführer schließt das Kinderparlament (ca. 9.30 bis max. 10.00 Uhr)