Basics
Unser evangelisches Verständnis vom Kind
Die in Gottes Liebe gründende unantastbare Würde des Kindes gilt diesem von Anfang an. Diese Würde ist völlig unabhängig von seinem Entwicklungspotential und dessen Entfaltung. Die Gemeinde bringt das darin zum Ausdruck, dass sie Kinder tauft.
Sie übernimmt damit die Verpflichtung, Eltern bei der christlichen Erziehung zu unterstützen und unterhält aus diesem Grunde evangelische Kindergärten.
Für uns bedeutet dies, dass wir jedes Kind so annehmen, wie es ist. Es ist eine Persönlichkeit von Anfang an. Das Kind verfügt über ein großes Potential vom ersten Tag seines Lebens an. Es nutzt dieses Potential, um sich aktiv die Welt um es herum zu erschließen. Es tut dies über Beziehungen zu anderen Menschen.
Wir gehen in eine enge Beziehung zum Kind, um ihm Geborgenheit und Verlässlichkeit zu geben. Es soll sich sicher und angenommen fühlen, damit es sich öffnen kann und den Erfahrungsraum, den wir ihm bieten, frei erforschen und entdecken kann.
Unsere pädagogischen Vorbilder
In der Kleinkindbetreuung sehen wir uns Emmi Pikler verbunden, die aufzeigt, wie wir mit einem Kind vertraut werden können. Sie zeigt, wie Sicherheit und Geborgenheit das Kind zu freudigem, selbstständigem Spiel bringt und Interesse und Ausdauer in der Erkundung des Selbst und seiner Umgebung geweckt werden.*
Aus dem lebensbezogenen Ansatz ist uns die Dimension des gemeinsamen Lebens wichtig, das bedeutet,“ dass alles miteinander geteilt wird,: Freude und Heiterkeit, aber auch Trauer und Trübsinn; die Sonnen und Schattenseiten des Lebens.“* Auch die Aussage des lebensbezogenen Ansatzes, dass der andere genauso gut und wertvoll ist wie ich und die gleichen Rechte hat – „das muss von Anfang an gelebt und erfahren werden.“*
Erlebnisorientierte Arbeit ist Beziehungsarbeit, daher sehen wir auch dort Wurzeln unserer Pädagogik. „Im Rahmen erlebnisorientierter Aktionen wird gelernt – die helfende Pädagogin lehrt aber nicht. Sie lässt Unvorhersehbares zu, akzeptiert Kinder, so wie sie sind, und unterstützt spontane Aktionen der Kinder. Das setzt professionelle Kompetenz voraus, die im Rahmen von Beziehungsarbeit auch bedeutet, selbstbestimmtes Lernen zulassen zu können, Kinder selber machen zu lassen, nicht jede Lernerfahrung vorstrukturieren zu wollen.“*
So stimmen wir auch Maria Montessori zu, die den Leitsatz prägte: „Hilf mir, es selbst zu tun.“
Bei dem Pädagogen C. Freinet finden wir uns besonders dort wieder, wo er vom Respekt vor dem Kind und dem Ver- und Zutrauen ihm gegenüber spricht. Das Verständnis des Erziehers, sich zum Verbündeten beim Experimentieren zu machen und das Vertrauen in die eigenen Kräfte der Kinder zu haben sind Aussagen, die wir teilen.
So lassen sich auch noch bei anderen Pädagogen ähnliche Ansätze und Aussagen finden, die als Grundlage unserer Arbeit dienen.
Die pädagogische Beobachtung und Dokumentation
Ein weiterer sehr wichtiger Faktor sind die Beobachtungen, die wir vom einzelnen Kind machen. Wir verwenden hier die Beobachtungsbögen nach Leuven.
Die Beobachtung nach Leuven fragt nicht in erster Linie danach, was Kinder können oder tun, sondern danach, ob sich die Kinder wohl fühlen und sie "mit Leib und Seele" bei der Sache sind.
Haben sie Freude am Lernen, Entdecken, Erkunden? Fühlen sie sich wohl im Umgang mit Menschen und Dingen? Wohlbefinden ist verbunden mit Selbstvertrauen, Selbstwertgefühl, Durchsetzungsvermögen.
Wenn Kinder intensiv "bei der Sache" sind, innerlich aktiv beteiligt, mitdenken, eigenständig danach streben, zu neuen Erkenntnissen und Erfahrungen zu kommen, dann findet Weiterentwicklung statt.
Wohlbefinden und Engagiertheit beleuchten das, was sich in den Kindern abspielt, während "sie sich bilden". Engagiertheit ist kein Persönlichkeitsmerkmal oder eine Fähigkeit, sondern beschreibt die Qualität des stattfindenden Bildungsprozesses. Sie ist ein Zustand, in dem Kinder sich befinden, wenn sie sich auf intensive Weise mit etwas auseinandersetzen.
Wir bemerken dies an hoher Konzentration, wenn sie Raum und Zeit vergessen, in hohem Maße mental aktiv sind.
Die enorme Genugtuung, die sie dabei erfahren, rührt aus ihrem Forschungsdrang: sie genießen es, die Wirklichkeit "in den Griff zu bekommen".
Engagiertheit zeigt sich im schmalen Grat zwischen "schon können" und "noch nicht können". Kinder bewegen sich dabei bis an die Grenzen ihrer eigenen Möglichkeiten.
Engagiertheit mit all seinen Merkmalen ist entscheidendes Kriterium für nachhaltiges und tiefgreifendes Lernen.
Hat ein Kind eine sichere Bindung zu seinen Bezugspersonen aufgebaut, pflegt Kontakte zu den anderen Kindern und bewegt sich sicher in seinem räumlichen und materiellen Umfeld, ist die Voraussetzung für engagiertes Lernen gegeben.
Diese Entwicklung und die darauf folgende Zielsetzung und Zielverfolgung in den verschiedenen Entwicklungsbereichen des einzelnen Kindes wird reflektiert und dokumentiert. Diese Dokumentation dient auch als Grundlage für die regelmäßig stattfindenden Entwicklungsgespräche mit den Eltern.
Zur differenzierten Sprachentwicklungserfassung stehen uns drei verschiedene Dokumentationsvarianten zur Verfügung: Sismik, Seldak, Liseb 1 und 2.
Sie werden abhängig vom Alter und den familiären Hintergründen des jeweiligen Kindes ausgewählt und eingesetzt.
Die hieraus gezogenen Erkenntnisse bilden die Grundlage für die Zielformulierung und die daraus erfolgende Impulsgebung im sprachlichen Umgang mit dem einzelnen Kind.
Die pädagogischen Mitarbeitenden sind im Umgang mit den oben genannten Bögen geschult worden.
Mit dem Einverständnis der Eltern wird für jedes Kind ein Bildungsordner (Portfolio) geführt. Dieses Portfolio zeigt Lernsituationen und Lernentwicklungen des Kindes in Wort und Bild auf und gibt Aufschluss über seine Aktivitäten und Interesse, seine Kontakte und persönliche Stärken.
Das Portfolio begleitet das Kind durch die gesamte Kindergartenzeit und wird immer wieder ergänzt.
Es wird von den Kindern mitgestaltet, so dass sie an der Dokumentation eigener Lernsituationen beteiligt sind.
Zum Übergang in die Grundschule wird dieses Portfolio mitgegeben.
Unsere pädagogische Zielsetzung
Aus dem obigen Punkt ergeben sich für uns folgende Hauptziele in der Arbeit mit den Kindern:
- Wohlbefinden schaffen
- Bindungsarbeit leisten
- Engagiertheit des Kindes wecken
- Engagiertheit des Kindes für seine eigene Bildungsarbeit nutzen
Alle anderen, differenzierteren Ziele für die spezielle Gruppenarbeit, die Zusammenarbeit mit den Eltern, dem Träger, verschiedenen Gremien und dem Gemeinwesen sind diesen Zielen untergeordnet.
Die Religionspädagogik
Unsere Kindertageseinrichtung befindet sich in Trägerschaft der Evangelischen Auferstehungs- Kirchengemeinde, die den Auftrag hat, das Evangelium von Jesus Christus und die Gnade und Liebe Gottes in Tat und Wort zu vermitteln und vorzuleben.
Dies zeigt sich im Umgang mit den Kindern und Familien. In die Gesamtarbeit eingebunden, erleben die Kinder sich bei uns ernst genommen und als einen Teil der Gemeinde. Sie hören biblische Geschichten, lernen christliche Lieder und Gebete und sind mit ihren Familien eingeladen, die Gemeinde zu entdecken, an Gottesdiensten sowie an gemeindlichen Veranstaltungen und Festen teilzunehmen.
In Zusammenarbeit mit dem Diakon unserer Kirchengemeinde gestalten wir mit den Kindern Familiengottesdienste z. B. zu Erntedank oder zu Weihnachten mit.
In regelmäßigen Abständen findet der Bibel- Spiel- Kreis mit ihm statt. Abwechselnd mit den kleinen oder größeren Kindern singt der Diakon mit ihnen christliche Lieder und erzählt oder gestaltet biblische Geschichten.
Eine weitere Komponente in der religionspädagogischen Arbeit ist der Singkreis und die musikalische Früherziehung mit unserem Kantor Herrn Kirschnereit. Er bindet ebenfalls christliches Liedgut in der Gestaltung seiner Angebote mit ein und übt dort auch für die Familiengottesdienste und kirchliche Auftritte.
Die Gender- Pädagogik
Die Entwicklung der Geschlechtsidentität innerhalb der Kindergartenzeit von Mädchen und Jungen hat eine besondere Bedeutung.
In dieser Zeit setzen sich die Kinder intensiv damit auseinander, welche Rolle sie als Mädchen oder Junge einnehmen und was sie ausmacht.
Ihr Mädchen oder Junge- Sein sollen sie, so wie es ihnen entspricht, ausprobieren und ausleben können. Die pädagogisch Mitarbeitenden bestärken sie darin.
Sie helfen dabei, dass das Frauen und Männerbild vielfältig und differenziert aufgebaut und gestärkt werden kann.
Dazu gehört:
- das andere Geschlecht wert zu schätzen und Unterschiede an zu erkennen
- eine Orientierung der eigenen Geschlechtszugehörigkeit, eigene Vorlieben und Interessen zu erkennen
- die Anerkennung beider Geschlechter als gleichwertig und gleichberechtigt
Die Sexualpädagogik
Jeder Mensch kommt als sexuelles Wesen auf die Welt. Dabei ist es wichtig herauszustellen, dass kindliche Sexualität nicht gleich zu setzen ist mit der Sexualität von Erwachsenen.
Kinder entdecken von Anfang an ihren Körper mit all ihren Sinnen. Kindgemäße Formen von körperlicher Begegnung wie Streicheln, Schmusen und Kuscheln sollen die Kinder als schön und lustvoll erleben. Daher unterstützen wir diese Ausdrucksformen, wenn sie vom Kind ausgehen und niemand anderen bedrängen.
Zärtliche Erfahrungen, die Kinder zunächst mit ihren Eltern, später mit weiteren engen Bezugspersonen und mit sich selbst machen, sind sexuelle Lernerfahrungen, die ihr eigenes Körpergefühl entwickeln lässt und die Beziehungs- und Liebesfähigkeit fördern.
Ein sich Wohlfühlen im eigenen Körper ist die Voraussetzung zur Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins und Selbstwert- Empfindens. Die Selbst- Bestimmtheit des Kindes hat hierbei für uns einen hohen Stellenwert.
Die sehr intime Situation des Wickelns wird daher immer nach den Bedürfnissen des Wickelkindes gestaltet. Das Kind bestimmt, wer es wickeln darf.
So entscheidet auch immer das Kind, wenn es das Bedürfnis hat, mit wem und wie lange es mit einer seiner Bezugspersonen kuscheln möchte und die Nähe braucht.
Ebenso können die sogenannten Doktorspiele ein ganz natürliches Bedürfnis von Kindern sein, dem wir bei uns Raum geben. Dabei achten wir ganz sensibel darauf, dass alle sich dabei wohl fühlen und kein Kind ein anderes dabei bedrängt.
Fragen der Kinder, die den eigenen Körper betreffen, das andere Geschlecht, das Werden des Lebens, nach Mutter- und Vaterschaft werden von uns dem kindlichen Fassungsvermögen nach beantwortet. Bilderbücher und weitere Medien stehen den Kindern zur freien Verfügung, werden aber auch je nach Situation gezielt eingesetzt.
Die "Bildungsblume"
In der Bildungsvereinbarung des Landes NRW und den Trägern der in diesem Bundesland ansässigen Kindertageseinrichtungen wurden folgende Bildungsbereiche benannt:
Gesellschaftliche Teilhabe
Sach- und Methodenkompetenz
Selbstkompetenz
Sozialkompetenz
Medien
Mathe-matische Bildung
Körper, Gesundheit und Ernährung
Natur-wissen-schaftlich- technische Bildung
Bewegung
Sprache und Kommu-nikation
Religion und Ethik
Ökolo-gische Bildung
Musisch- ästhetische Bildung
Soziale, kulturelle und interkulturelle Bildung
In dieser Auflistung ist dargelegt, dass alle Bildung auf das Ziel hin ausgerichtet ist, eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Hierzu bedarf es einiger Kernkompetenzen, die grundlegend vorhanden sein müssen damit die Erreichung dieses Ziels gelingt.
Diese Kompetenzen zu entwickeln ist die wirklich wichtige Aufgabe. Denn wenn sie vorhanden sind, kann der Mensch sich in der Gesellschaft sicher bewegen, sich Wissen aneignen, sich ein eigenes Urteil bilden und ein eigenständiges Leben führen.
Die Bildungsbereiche sind vielfältig und finden sich in Variationen mal mehr und mal weniger im Alltag der Kindertageseinrichtung wieder.
Auch in den Projektplänen finden sie ihre Berücksichtigung.
Hier einige kleine Beispiele:
Mathematische Bildung – das Kennenlernen von Zahlen (Gruppenzahlen, Kinderzahlen u.s.w.) und Formen und Mengen (Bausteine, Konstruktionsmaterial), durch Tischspiele, bei hauswirtschaftlichen Tätigkeiten, beim Experimentieren
Naturwissenschaftlich- technische Bildung - physikalische Grunderfahrungen von z. B. Entfernungen, Gewichten, Rotation und vielem anderen mehr
- beim Experimentieren, beim Beobachten, bei Konstruktions- und Regelspielen, und vielem mehr
Musisch- ästhetische Bildung – beim Singen, beim Hören, beim Kennenlernen von Orff Instrumenten, im Singkreis, bei der musikalischen Früherziehung
- im Atelier, beim Befassen mit bildnerischer Kunst
Soziale und kulturelle Bildung – durch die altersgemischte Gruppenstruktur, die Rücksichtnahme, Verständnis und Mitgefühl fördert
- durch Geschichten, Bücher und Gespräche
- durch demokratische Gruppenregeln
- durch Besuche z. B. im Theater, bei Polizei und Krankenhaus
Religion und Ethik – durch Gebete, bibl. Geschichten und Riten aus der evangelischen Tradition
- durch den Bibel- Spiel- Kreis, der Teilnahme an Familiengottesdiensten und gemeindlichen Festen
Medien – durch Kinderbücher, Kinderfilme, PC und CDs und dem dazugehörigen technischen Equipment
Bewegung – durch Bewegungsphasen in der Eingangshalle und dem Außengelände, festen Belegungen der Bewegungsbaustelle, Bewegungsspielen im Morgenkreis, einer Ausstattung, die Anreize zur vielfältigen Bewegung schafft
Ökologische Bildung – durch Mülltrennung, Erarbeitung von ressourcenschonendem Umgang mit Strom und Wasser
Sprache und Kommunikation – durch die Ansprache der Erzieherin, des Erziehers, Spiele, Lieder, Erzählen, (näheres im Sprachförderkonzept)
Körper Gesundheit und Ernährung – einmal jährlich findet in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt eine Projektwoche zum Thema Zahnpflege und gesunde Ernährung statt.
Die Partizipation der Kinder
In unserer Einrichtung gestalten die Kinder den Lebensraum Kita aktiv mit.
Unter Berücksichtigung ihres jeweiligen Entwicklungsstandes werden sie in Entscheidungsprozesse eingebunden.
Sie haben die Möglichkeit, ihre eigenen Interessen zu vertreten und lernen die Meinungen anderer zu respektieren. Sie erleben die Wirkung einer Demokratie.
Die Anliegen und Beschwerden der Kinder werden ernst genommen, sie finden bei allen pädagogisch Mitarbeitenden ein offenes Ohr.
Dies geschieht im täglichen Umgang und in den Morgenkreisen der Gruppen.