Rooms
Räume sind nicht gleich Räume. Räume sind mehr als vier Wände und ein Fenster. Wir Pädagogen sehen den Raum als direkten Kollegen, als ersten Erzieher. Bevor die Pädagogein in Kontakt zu dem Kind oder der Familie getreten ist, hat der Empfangsbereich schon einmal „Hallo“ gesagt. Eltern und Besucher erfahren an der farblich unterteilten Informationswand aktuelle Themen aus den Gruppen und der gesamten Einrichtung. Durch den digitalen Bilderrahmen erhalten sie einen Einblick in unsere Arbeit (z.B. Was machen die Kinder? Was gibt es in dieser Woche zum Mittagessen oder zum Nachmittagssnack? Was war eigentlich auf dem vergangenen Elternabend oder Gartennachmittag los? Wo waren die Wackelzähne in dieser Woche? etc.). Die Mitarbeiter stellen sich namentlich mit ihrem Schwerpunkt(-raum) über ein Foto vor. Durch die Glasscheibe blicken Kinder, Eltern und Besucher der Einrichtung in das Büro des Leitungsteams.
Sogenannte sprechende Wände in den Fluren der jeweiligen Gruppen berichten von den Themen und Projekten der Kinder und der aktuellen pädagogischen Arbeit.
Dass sich Eltern, Kinder, Pädagogen und Besucher in unserer Einrichtung begegnen, ist unser Herzenswunsch, daher haben wir der Begegnung einen ganzen Raum im Erdgeschoß gewidmet. Im Begegnungsraum treffen sich Eltern, Pädagogen und Besucher, sie kommen ins Gespräch und trinken gemeinsam eine Tasse Kaffee. Durch die Klapptische bietet der Begegnungsraum ausreichend Platz für das Mittagessen der jungen Kinder und für entwicklungs- und altershomogene Kleingruppenarbeit. Musikinstrumente laden alle Kinder zum Musizieren ein.
Die Küche liegt schräg gegenüber von dem Begegnungsraum über den Flur. Unsere „Küchenfee“ kocht täglich frisches Essen und hat immer ein offenes Ohr für die Essenswünsche der Kinder (vgl. „Mahlzeiten“).
In unseren Räumlichkeiten sollen die Kinder eine anregende Umgebung erfahren, Freiräume erleben und selbstständig Entdeckungen machen können. Auch sollen sie Verlässlichkeit und Ruhe erleben. Unsere Räume regen zu Selbstständigkeit an. Das Spiel- und Beschäftigungsmaterial wird immer wieder von uns auf die „Passgenauigkeit“ überprüft und bei Bedarf ausgetauscht oder erweitert.
Jede Gruppe verfügt über eine eigene Etage mit einem Differenzierungsraum, einem Gruppenraum, und mindestens einem Schwerpunktraum (zugänglich für Kinder aus allen Gruppen) und einem Waschraum.
Der Differenzierungsraum wird den Bedürfnissen der unterschiedlichen Altersgruppen gerecht. Die jüngeren Kinder haben die Möglichkeit, sich hier zum Ruhen und Schlafen zurückzuziehen. Das Kind kann zwischen verschiedenen Schlafmöglichkeiten wie Schlafboot, Schlafpodest und XXL- Sitzsack wählen. Hat es für sich seine Schlafmöglichkeit gewählt, findet es diese täglich an einem festen wiedererkennbaren Platz im Raum vor. Der Raum bietet den älteren Kindern die Möglichkeit für das ruhige und ungestörte Spiel (Konzentrations-, Gesellschaftsspiele, Puzzel etc.). Durch flexible Möbel (Wendehocker, Rollkisten, Klapptische) können sich die Kinder bei Bedarf einen Rollenspielbereich (Wohnung) im Differenzierungsraum einrichten.
Der Gruppenraum aller drei Gruppen dient als Basisstation, von dem aus das Kind seinem Entwicklungsstand entsprechend die große weite Welt der Kindertagestätte erforschen und sich aneignen kann. Das Kind unter dem dritten Lebensjahr benötigt den Sicht- und Rufkontakt zu der jeweiligen Bezugspädagogin. Daher sind die Gruppenräume überwiegend nach den Bedürfnissen der jüngeren Kinder ausgestattet. Unsere Möbel lassen sich bei Bedarf verändern. Tische können an die Wand geklappt oder ausgezogen werden, so schaffen wir eine möglichst großzügige Bewegungs- und Bodenspielfläche. In unseren Gruppenräumen finden Sie keine klassischen Funktionsecken wie eine Puppenecke oder eine Bauecke. Beispielsweise werden Bausteine für die jüngeren Kinder, Puppen, Puppenkleidung, Puppengeschirr oder Puppenessen in Kisten und Rollcontainern untergebracht. Das Kind kann so das Spielmaterial an den jeweiligen Wunschspielort transportieren. Wendehocker dienen als Sitzmöbel oder können vom Kind zum Puppenherd, zum Regal oder zum Raumteiler etc. umfunktioniert werden. Hierdurch sollen geschlechtsspezifische Spielgewohnheiten durchbrochen und die Selbstständigkeit und Phantasie des Kindes gefördert werden. Kinder bringen ihre Wirklichkeit häufig durch kreatives Gestalten zum Ausdruck, daher ist jeder Gruppenraum mit einem Mini-Atelier ausgestattet. Podeste, Regale und Baumstämme unterteilen den Raum in Bewegungs-, Spiel- und Ruhebereiche.
Das ältere Kind hat die Möglichkeit, sich nach seinen persönlichen Interessen, Bedürfnissen, Themen und dem jeweiligen Entwicklungsstand Spielorte frei im Haus zu wählen. Dabei stehen ihm unterschiedliche Funktions-/Schwerpunkträume zur Verfügung, begleitet werden die Kinder in den Räumen von der jeweiligen Fachkraft.
Die Bibliothek befindet sich im Dachgeschoß der Einrichtung. Der liebevoll mit Sitzsäcken, Matratzen, Kissen Decken, mit indirektem Licht und mit Büchern auf Augenhöhe des Kindes ausgestattete Raum lädt das Kind zum Verweilen ein. Das Kind kann sich in aller Ruhe und gemütlicher Atmosphäre selbstständig ein Buch anschauen, sich vorlesen lassen oder ein Hörbuch anhören. Die Pädagogin bietet gruppenübergreifende Angebote zu Literacy-Erziehung an, die im Morgenkreis in allen Gruppen angekündigt werden. Zum Beispiel eine Bilderbuchbetrachtung, freies Erzählen der Pädagogin von einer Geschichte, Kinder entwickeln gemeinsam eine Geschichte (Kinderdiktat), vielleicht schreibt die Pädagogin diese mit. Ein Kind sucht nach Antworten auf individuelle Fragen oder recherchiert zu Projektthemen in einem Lexikon. Hier begegnen sich Kinder mit gleichen Interessen und Themen. Somit werden die sprachlichen Kompetenzen der Kinder gefördert.
Die Pädagogin beobachtet die Kinder, tauscht sich mit Kolleginnen über Interessen und Themen der Kinder aus und wechselt regelmäßig das Bücherangebot. Darüber hinaus bietet die Pädagogin Ausflüge in die Stadtteilbücherei Lennep an, wo sich die Kinder dann Bücher ausleihen können. Ebenso haben die Kinder die Möglichkeit ihre Buchwünsche der Pädagogin mitzuteilen.
Der Theaterbereich soll den Kindern die Möglichkeit bieten, ihre eigenen Erlebnisse und Ereignisse nachspielen zu können. Durch das Nachspielen können die Kinder die Situation noch einmal erleben und besser verstehen. Außerdem erfahren sie die Sichtweise ihrer Spielpartnern auf die Situation und entwickeln gemeinsam neue Lösungsmöglichkeiten. Weitere Ziele des Rollenspielbereichs sind:
- Das „Ich“-Bewusstsein wird gefestigt
- Kinder bekommen die Möglichkeit, mit Identitäten zu spielen.
- Die Phantasie der Kinder wird angeregt.
- Die Lust an Sprache wird geweckt und die Kommunikationsfähigkeit gefördert.
Der Theaterbereich lädt die Kinder zum improvisierten Rollenspiel ein und gibt keine direkten Szenen vor. Die Kinder haben die Möglichkeit zum darstellenden Rollenspiel sowie Szenen aus der Familie und Arbeitswelt nachzuspielen. Die Aufgabe der Erzieherin ist es, die Kinder beim Rollenspiel zu beobachten und den Kindern Requisiten zur Verfügung zu stellen, die sich an den Themen, Interessen und den Fähigkeiten der Kinder orientieren. Das Rollenspielmaterial wird zum Teil mit den Kindern hergestellt oder Eltern werden bei der Beschaffung der Materialien um Mithilfe gebeten. (Ein Vater ist z.B. von Beruf Bauarbeiter und spendet seinen Bauarbeiterhelm.) Ein Verkleidungsschrank präsentiert die gut sortierten Requisiten für Jungen und Mädchen und sorgt so für eine Umgebung, die Kinder zum Verwandeln und Geschichten erzählen einlädt.
Der Bewegungsraum soll den Kindern Material-, Körper- und Sozialerfahrungen ermöglichen. Den Kindern stehen im Bewegungsraum kontinuierlich Sprossenwand, Weichboden, 2 Turnbänke und 2 Kästen zur Verfügung. Im Materialraum befinden sich für die Kinder frei zugänglich Kleingeräte (z.B. Trampolin, Reifen) und Alltagsmaterialien (z.B. Bierdeckel, Luftballons, verschieden große Kartons). Das Materialangebot soll zum eigenen und selbstständigen Tun, Bewegen, Erleben und Entdecken auffordern. Die Kinder erleben ihren Körper, schulen ihren Gleichgewichtssinn und ihre Koordinationsfähigkeiten, erproben ihren Muskeltonus und erfahren ihren Raum-Lage-Sinn. Diese Erlebnisse verhelfen dem Kind zu einem gefestigten Selbstbild und eigenverantwortlichem Handeln. Die Erzieherin beobachtet das Bewegungsverhalten der Kinder und setzt in Absprache mit den Kindern durch neue Materialien Impulse. Sie begleitet die Kinder beim Ausprobieren. Gleichzeitig erleben die Kinder sich in einer Gruppe und treffen Absprachen, teilen Erlebnisse und kommunizieren. Die Regeln für den Bewegungsraum werden mit den Kindern besprochen.
Im Atelier werden die Kinder durch eine Vielfalt von Materialien zum Experimentieren und kreativen Gestalten angeregt. Die vorbereitete Umgebung lädt die Kinder ein, neugierig zu werden und Materialien mit allen Sinnen zu erforschen. Das mit den eigenen Händen hergestellte Kunstwerk stärkt das Selbstbewusstsein des Kindes. Um ihre Ideen umsetzen zu können, unterstützen wir die Kinder bei der Suche nach geeigneten Werkzeugen und Materialien. Werkzeuge (z.B. Stempel) können durchaus selbst hergestellt werden. Herkömmliche Bastelmaterialien (Pappe, Schere, Kleber etc.), Alltagsmaterialien (Bierdeckel, Klopapierrollen, Zeitungen, Käseschachteln etc.) und Naturmaterialien (Muscheln, Federn, Sand, Laub etc.) werden den Kindern in einem großen Wandschrank und Regalen frei zugänglich zur Verfügung gestellt. Staffeleien, ein Töpfertisch und Arbeitsflächen in verschiedenen Höhen am Fenster bieten jungen und älteren Kindern Raum zum Zeichnen, Basteln, Gestalten und Experimentieren.
Der Bauraum bietet durch seine zweite Ebene den Kindern Räume in einem Raum. Dies ermöglicht den Kindern, in Kleingruppen unterschiedlichen Aktivitäten nachgehen zu können. Beispielsweise erschafft eine Kleingruppe eine detaillierte Landschaft aus einer Holzeisenbahn, Tieren und Figuren, während parallel eine andere Kleingruppe eine Wolkenkratzerstadt aus Fröbelbausteinen, KAPLA-Steinen und Baumscheiben bauen. Dank des Raum-im-Raum-Prinzips ist die Möglichkeit gegeben, Bauwerke auch über einen längeren Zeitraum stehen und entstehen zu lassen. Den Kindern steht eine Fülle an Baumaterialien zur Verfügung. Beispielsweise herkömmliches Bau- und Konstruktionsmaterial vom Kita-Ausstatter (Fröbelbausteine, KAPLA-Steine, Baumscheiben, Großbausteine, Noppersteine etc.), Kostenloses Material (Teppichrollen, Joghurtbecher, Schuhkartons etc.) und Belebungsmaterial (Kunststoff- und Holztiere, Autos, Bäume etc.). Fotos von Baustellen, Bauwerken und Bauplänen, dienen als Anschauungsmaterial und animieren zum Bauen und Konstruieren. Die Kinder setzen sich spielerisch mit geometrischen Körpern, physikalischen und mathematischen Gesetzen und Phänomenen und Statik auseinander. Durch die indirekte Beleuchtung haben die Kinder die Möglichkeit, mit ihren Bauwerken und Schatten zu experimentieren. Sie sammeln Erfahrungen mit ihrem Körper, dem Material und gleichaltrigen Kindern. Die pädagogische Fachkraft beobachtet die Kinder und unterstützt sie bei ihren Bauprojekten, indem sie zuhört, hinterfragt, einzelne Bauabschnitte dokumentiert und mit den Kindern gemeinsam Projekte weiter entwickelt.
Im Forscherraum können zum einen Kinder und Erwachsene gemeinsam experimentieren, zum anderen ist der Raum so ausgestattet, dass Kinder ungehemmt, immer und immer wieder an ihren Fragestellungen weiterforschen können, um so eigenständig zu neuen Erkenntnissen zu kommen. Der bis unter die Zimmerdecke geflieste Raum mit einer Duschwanne, einem Waschbecken, Maßbecher, Schöpfkellen, Schläuchen, Trichtern, Schwämme, Spiegel etc. ermöglicht den Kindern, uneingeschränkt mit Wasser zu experimentieren. Licht und Schatten können mit dem Leuchttisch entdeckt werden. Der Sandtisch regt die Sinneswahrnehmung an. Die Kinder schöpfen den Sand mit diversen Gefäßen, legen Muster mit Steinen oder lassen den Sand durch ihre Finger, ein Sieb oder verschiedene Trichter rieseln. Die Pädagogin bereitet auf Tabletts einzelne Experimente zu naturwissenschaftlichen Themen (z.B. Magnetismus) vor. Es werden keine Lösungen vorgegeben, die Kinder werden in ihrem Handeln durch das Hinterfragen der Fachkraft begleitet. Die Ergebnisse der Kinder werden von der Pädagogin dokumentiert.
Unsere Sanitärräume sind (Körper-) Erfahrungsräume. Die Toiletten befinden sich im direkten Sichtfeld des Wickelbereiches, so sehen die jüngeren Kinder, dass die älteren völlig selbstverständlich zur Toilette gehen. Die Kinder-Toiletten sind auf zwei Höhen an der Wand montiert. Beide Gegebenheiten erleichtern dem Kind, welches den Reifungsprozess der Blasen- und Darmkontrolle abgeschlossen hat, dass es sauber und trocken wird.
Wir sehen das Wickeln als wertvolle pädagogische Zeit, in der wir die Beziehung zwischen Kind und Erzieherin, durch Zuwendung und feinfühlige Pflege stärken können. Die Erzieherin benennt Körperteile, verbalisiert ihre Handlungen und motiviert das Kind, aktiv am Wickelprozess mitzuwirken. Gemeinsam werden Lieder gesungen. Die großen Wickeltische sind mit einem Waschbecken oder einer Duschtasse ausgestattet, so dass sich die jungen Kinder auch eincremen oder im Wasser planschen können. Eine Treppe ermöglicht dem Kind den freien und selbstständigen Zugang zur Wickelfläche. Jedem Kind steht eine Schublade zur Verfügung, in der die eigenen Pflegeprodukte untergebracht sind.
Die Waschbecken, auf zwei Höhen montiert, laden junge und ältere Kinder zu Wasserspielen ein und ermöglichen den jungen Kindern das eigenständige Zähneputzen und Händewaschen.