Basics
- Wahrnehmen, Interpretieren, Fördern: Beobachtung und Dokumentation
Im Sinne einer tragfähigen Entwicklungsbegleitung und als Instrument differenzierter Lernunterstützung ist die systematische Beobachtung von „Kopf“, „Herz“ und „Hand“ des Kindes unerlässlich. Durch die Reflexion und den Austausch von Beobachtungen mit Kollegen/Kolleginnen, Eltern und, deren Einverständnis vorausgesetzt, mit anderen Fachleuten entsteht ein differenziertes Bild, was eine optimale Entwicklungsförderung des Kindes ermöglicht.
Die Entwicklung des Kindes findet, das Einverständnis der Eltern vorausgesetzt, in Entwicklungsdokumentationen wie bspw. Werke des Kindes, Gesprächsaufzeichnungen, Fotos von Entwicklungssequenzen, Portfolio, sichtbaren Ausdruck.
- Lernen bei und von Kindern
Ein Kindergartenkind denkt anders als ein Erwachsener, aber es denkt nicht weniger. Die Kindergartenjahre sind deshalb keine Zeit, in der die geistige Entwicklung ausgespart werden sollte, weil das Gefühlsmäßige wichtiger sei. Im Gegenteil: Die Kindergartenjahre sind eine Zeit intensiver Entwicklung des Denkens, und wir haben die Aufgabe, die Denkkraft des Kindes anzuregen und es mit einer Fülle von Inhalten zu konfrontieren, die seine Auseinandersetzung mit der Welt bereichert und weiterentwickelt. Die geistige Bildungsaufgabe des Kindergartens kann nur gelöst werden, wenn wir die Ganzheitlichkeit von Kopf, Herz und Hand im Blick behalten.
Ein Kindergartenkind kann nicht isoliert Wissen von der Welt erwerben. Zugleich mit der Welterkenntnis geht es um die Selbsterkenntnis: Wer ich bin, das erfahre ich im Kontakt mit und durch Abgrenzung zu der Welt; und was die Welt ist, begreife ich nur, indem ich erfahre, was die Welt für mich ist. Kindergartenkinder sind mühsam dabei, die Grenze von Außenwelt und eigenem Selbst richtig zu ziehen und haben Schwierigkeiten, die Außenwelt unabhängig von egozentrischen Verzerrungen zu betrachten.
- Ganzheitlichkeit von Kopf, Herz und Hand
Denken, Fühlen und Handeln bilden einen unmittelbaren Zusammenhang. Der Kopf muss denken, was das Herz fühlt, und die Hand muss tun, was der Kopf als das Richtige erkannt hat. Dies gilt für verschiedene Situationen in unserem erwachsenen Leben, und es gilt auch für verschiedene Entwicklungsphasen.
Im Kindergarten geht es gleichermaßen um Fühlen und Tun. Gerade auf den Zusammenhang bzw. die Ganzheitlichkeit kommt es an. Die große Welt kommt in den Kopf des kleinen Kindes, aber gleichzeitig verhält es sich emotional – in Liebe und Angst gleichermaßen – zu ihr, und es kann nicht „denken“, ohne zugleich durch sein Tun und Spielen das nach außen zu bringen, was den Kopf bewegt. Zusammengefasst heißt dies für uns, dass es eine Aufgabe des Kindes in seiner Entwicklung ist, Erfahrungen mit der Welt in das „Selbst“, in die Persönlichkeit zu integrieren, was wir wiederum als Bildungsprozesse verstehen.
Das Spiel ist die Haupttätigkeitsform der Kindergartenkinder. Wir bieten Materialien an, mit dessen Hilfe das Kind die Welt begreifen kann. Diese Spielwelt ist außerordentlich reichhaltig, aber nicht chaotisch und willkürlich. Darum geht es in der Spielförderung: dem Kind einen Schlüssel in die Hand zu geben, mit dem es sich Türen zu neuen Welten öffnen kann. Es wird in die Welt hinaustreten, Neues entdecken, Bekanntes verstehen; und es wird gleichzeitig der Welt seinen Stempel aufdrücken, indem es gestaltet, was es sich durch die eigene Erfahrung angeeignet hat. Durch diesen wechselseitigen Prozess wird es, so wie es die Außenwelt begreift, sich selbst besser verstehen, und die Kraft haben, so zu werden, wie es sein kann.
Und diese Herstellung und Weiterentwicklung der Beziehung zwischen der Welt und dem eigenen Ich ist auch damit gemeint, wenn von „Bildung“ gesprochen wird (Humboldt). Die Spielpädagogik ist deshalb Bildungspädagogik, die ihren Bezugspunkt in den Besonderheiten hat, die die Entwicklungssituation des kleinen Kindes ausmacht.
Wie auch im Orientierungsplan für Bildung und Erziehung Baden-Württembergischer Kindergärten stehen die kindlichen Entwicklungsbedürfnisse, die Entwicklung von Kopf, Herz und Hand, von Körper, Geist und Seele im „Zentrum“ unseres pädagogischen Handelns.
- „Halb-offenes“ Gruppenprinzip
Unter „halb-offenem“ Gruppenprinzip verstehen wir einerseits die Zuordnung eines jeden Kindes zu einer fest bestehenden Kindergruppe mit einer/m Erzieher/in als Gruppenleitung. Praktisch erleben sich diese Kinder mit ihrer/m Erzieher/in sowohl im Morgenkreis, im Abschlusskreis, bei herausgehobenen Ereignissen wie bspw. bei Kindergeburtstagen, den Feiern von Festen wie Weihnachten oder bei „gruppeninternen“ Ausflügen. Andererseits sind die Gruppenräume in Entwicklungs-, und Lern- und Spielbereiche eingeteilt, so dass die Kinder während des ganzen Tages, ausgenommen der o.g. festen Gruppenzeiten, nach Absprache mit den Gruppenleiterinnen diese Bereiche in der Zeit des frei bestimmten kindlichen Spiels aufsuchen dürfen [siehe hierzu b) Raumgestaltung].
Schließlich werden die didaktisch reflektierten Kinderprojekte wie bspw. das Zwergenprojekt, der Ältestentreff, die Sprachförderung usw. gruppenübergreifend angeboten, so dass sich auch hier die Kinder aus mehreren Gruppen nach Absprache zusammenfinden (siehe. hierzu Organisationsphasen)
·Freiheit und Grenzen
Freiheit im Kindergarten soll den Kindern die Möglichkeit geben, selbst Akteur ihrer Entwicklung zu sein. Dies erfahren sie vor allem im frei bestimmten Spiel, aber auch bei der freien Wahl von Projekten und Angeboten und bei der Mitentscheidung in den Morgen- & Abschlusskreisen.
Freiheit bedeutet für die Kinder, zu forschen und zu entdecken, selbständig auszuprobieren und dabei auch Fehler machen zu dürfen. Das Selbstbewusstsein der Kinder soll gefördert werden, so dass sie freie Entscheidungen treffen können - entsprechend ihrem eigenen geistigen, emotionalen, sozialen und körperlichen Entwicklungsstand.
Durch Grenzen wollen wir den Kindern einen Rahmen geben, der ihnen Sicherheit vermittelt. Die Grenzen erfahren die Kinder als Regeln, die im Kindergarten gelten. Dieser sichere Rahmen gibt den Kindern Mut, ihre Freiheit auszuprobieren und schützt die anderen gleichzeitig vor Übergriffen. Durch Absprachen mit dem/r Erzieher/in werden die Regeln einsichtig und nachvollziehbar und verschaffen ihnen ein Stück Unabhängigkeit von den Erzieher/innen und fördert die Entwicklung der Selbständigkeit der Kinder.