Basics
das Freispiel - Spiel im Kindergarten
„Kinder spielen, weil sie sich entwickeln, und sie entwickeln sich, weil sie spielen.“
(aus „Heute wieder nur gespielt“- und dabei viel gelernt, Margit Franz, Don Bosco)
Kinder haben von Natur aus ein hohes Lernbedürfnis und eine Lernfähigkeit, die sie nie wieder in dieser Intensität erreichen werden. Eine hoch wirksame, individuelle und kindgerechte Form des Lernens für Kinder ist das Spiel, vor allem das freie Spiel.
Das bedeutet: Spielzeit ist auch immer Bildungszeit. In diesem Sinne nimmt das freie Spielen bei uns in der Einrichtung einen großen Teil unseres Alltags ein.
In dieser Zeit, im Freispiel, geben wir den Kindern die Möglichkeit ihr Spiel frei zu gestalten und eigenverantwortlich zu entwickeln. Hier entscheiden die Kinder selbst wo, was und mit wem sie spielen möchten.
Das freie Spiel fördert die Entwicklung des Kindes ganzheitlich und in allen Bildungs-bereichen (s. Schaubild „Kinder, die frei spielen“). Durch das im Spiel vorkommende Ausprobieren, Wiederholen und Nachahmen werden viele Fähigkeiten erworben bzw. weiter ausgebaut und/oder vertieft. Die natürliche Neugier jeden Kindes wird individuell gefördert und befriedigt.
Durch die Verantwortung des Kindes im selbstbestimmten Spiel, wird es selbstständiger und selbstbewusster in seinem Tun. Die Kinder treten miteinander in Kontakt, sprechen und agieren miteinander, lernen mit Materialien umzugehen und ihre Umgebung kennen. Zudem lernen sie während des Freispieles sich an Regeln des alltäglichen Miteinander zu halten und mit Konsequenzen bei „Fehlverhalten“ umzugehen. Sie können ihrer Kreativität und ihren eigenen Vorstellungen freien Lauf lassen und dadurch auch schon früh ihre eigenen Stärken und Schwächen selbst einschätzen.
Bewegung nimmt im Freispiel bei den Kindern einen großen Anteil ein. Die Kinder handeln im Freispiel überwiegend aktiv und nehmen dadurch ihren Körper bewusster wahr. Stille und ruhige Phasen sind natürlich nicht ausgeschlossen. Das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug kann bei uns z.B. im Lese- und Snoozlebereich, im Nebenraum oder auch in der im Spiel selbstgebauten Höhle ausgelebt werden.
Je nach dem, in welchem Alter und welcher Entwicklungsphase die Kinder sind, befinden sie sich in einer anderen Spielphase, z.B. im “Parallelspiel“ (für sich – neben anderen), im “Rollenspiel“ (in eine Rolle schlüpfen) oder im “Kollektivspiel“ (gemeinsam mit anderen).
Im Freispiel kann jedes Kind seiner entsprechenden Spielphase individuell und ausgiebig nachgehen.
Die „Übungen des täglichen Lebens“ nach Maria Montessori nehmen ebenfalls einen Teil des Freispiels ein. Sie umfassen folgende Bereiche: Pflege der eigenen Person, Pflege der Umgebung, Pflege der sozialen Beziehungen, Übungen der Stille, Übungen zur Koordination und Bewegung. Die praktischen Übungen des täglichen Lebens führen modellhaft in Handlungsabläufe des Lebensalltags ein. Sie dienen gleichzeitig der Sinnes- und Bewegungserziehung (Feinmotorik). Die Kinder können sich beispielsweise bei Schüttübungen, bei der Blumenpflege, beim Händewaschen oder beim Schleife binden am Verschlussrahmen in alltäglichen Arbeiten üben, und erlangen darin Sicherheit. Verschiedene Sinnesmaterialen, die an die Montessori Pädagogik angelehnt sind, stehen den Kindern während des Freispiels ebenfalls zur Verfügung. Der Umgang mit diesen wird von einem Erzieher erklärt und gegebenenfalls begleitet.
Während des Freispiels begleiten und unterstützen wir, das Fachpersonal, die Kinder. Unsere Aufgabe ist es, den Kindern bei Bedarf zu helfen („Hilfe zur Selbsthilfe“ – nach Montessori) Kontakte zu knüpfen und Konflikte zu lösen und motivierende Impulse zu setzten, damit sie ihre Fantasie und Kreativität voll ausleben zu können. Dabei ist uns besonders wichtig, die Kinder durch unsere Wertschätzung zu unterstützen und ihnen dadurch Mut zur Selbstständigkeit zu geben.
Die meiste Zeit des Freispiels verstehen wir uns als Beobachter und halten uns eher im Hintergrund. Diese ausführlichen Beobachtungen fließen z.B. in die Elterngespräche und die Bildungsdokumentation (das Portfolio) von jedem Kind.
Voraussetzung für ein „erfolgreiches“ Freispiel, ist die richtige Raumgestaltung und den Kindern die Sicherheit zu geben, die sie benötigen, um sich vertrauensvoll und neugierig von ihrer Bezugsperson aus auf Entdeckungsreise zu begeben und individuell frei entfalten zu können. Wir, das pädagogische Personal, nutzen u.a. die beobachteten Interessen und die Mitbestimmung/ Mitwirkung der Kinder, um Spielräume und -bereiche immer wieder einladend zu gestalten (überwiegend gemeinsam mit den Kindern) und interessensorientierte Materialien zur Verfügung zu stellen.
Vereinbarte Regeln, wie z.B. eine begrenzte Kinderanzahl in den Spielbereichen, das Aufräumen vor dem Verlassen des Spielortes oder der pflegliche Umgang mit den Spielmaterialien, sind ebenfalls essenziell für den Erfolg des Freispiels. Ein geregelter Rahmen gibt den Kindern im Alltag Orientierung, Struktur und erneut Sicherheit.
Das Freispiel der U3-Kinder (meistens in der U3- Gruppe) unterscheidet sich in dem der Ü3- Kinder. Die jüngeren Kinder benötigen mehr Unterstützung und Begleitung beim Freien Spiel. Sie sind häufig noch sehr „sprunghaft“ und wechseln oft ihren Spielort. Hier steht das Entdecken und Ausprobieren des Spielmaterials und der Spielbereiche mehr im Vordergrund als das gemeinsame Spiel. Zudem lernen sie die Regeln der Gruppe gerade erst kennen und benötigen mehr Zeit, diese zu verinnerlichen. Es ist vollkommen normal, dass die U3-Kinder sich erst mal allein ausprobieren und noch häufig neben anderen Kindern für sich spielen. Für sie spielt das Bedürfnis nach Nähe und Bindung eine große Rolle, so dass Erzieher/innen oft als Spielpartner bevorzugt werden. Je älter die Kinder werden, desto mehr Spielkontakte und feste Spielfreunde knüpfen sie in ihrer Gruppe.
Da unsere Einrichtung ein teiloffenes Konzept vorsieht, dürfen die Kinder auch andere Gruppen und Spielbereiche außerhalb ihrer Gruppe besuchen. Dadurch wird ihnen der Kontakt zu verschiedenen Kindergruppen, mit unterschiedlichen Alters- und Entwicklungsstrukturen ermöglicht. Dies führt zu einer Erweiterung der Spielkontakte und der Spielideen.
Ein angeleitetes Spiel ist während des Freispiels nicht ausgeschlossen. Es finden regelmäßig angeleitete Spielangebote parallel zum freien Spiel statt. Diese werden im Gegensatz zum Freispiel von einem/r Erzieher/in geplant und zielführend angeleitet.
Unter angeleiteten Spielen fallen z.B. Kreisspiele, Fingerspiele, Bewegungsspiele, Singspiele und Wahrnehmungsspiele. Diese Spiele fördern einzelne Bildungsbereiche punktuell.
Schaubild mit Förderzielen zum Freispiel: