Grundlagen
Die Schwerpunkte in unserer pädagogischen Arbeit beruhen auf dem Ansatz der Waldorfpädagogik. Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit (§ 1 Abs.1.SGB VIII; § 13 Abs. 2 KiBiz).
Die Waldorfpädagogik und die ihr zugrunde liegende Anthroposophie sieht in jedem Kinde eine einmalige Individualität, die ihren individuellen Lebensauftrag, ihr Lebensmotiv in sich trägt. Das Kind ist nicht das Objekt von Erziehungs- und Bildungsbemühungen der Erwachsenen, seiner Erzieher, sondern hat die Fähigkeit zur Selbstbildung. Es verfügt über einen immensen Lern- und Tätigkeitsweillen, sowie eine große Offenheit und Hingabefähigkeit, an seine Umgebung, der die Bereitschaft des Erwachsenen entgegen kommen muss, Orientierung zu geben, und für eine entwicklungsgerechte Umgebung Verantwortung zu übernehmen.
Hierbei beachten wir die im folgenden beschriebenen Grundprinzipien, die auf den Anregungen von Rudolf Steiner zur Waldorfpädagogik basieren
Das Kind ist auf Beziehung angewiesen
Eine stabile, vertrauensvolle Bindung des Kindes an eine Bezugsperson ist Voraussetzung für eine gelingende Sozialisation, und entscheidet im wesentlichen über das Grundlebensgefühl des späteren Erwachsenen. Deswegen wird im Waldorfkindergarten der Erzieher-Kind-Beziehung besondere Beachtung geschenkt. Es existieren feste Gruppen, in denen sich Kinder ihre Bezugserzieherin wählen können, und in denen sie täglich die ihnen vertrauten Kinder wieder treffen. Das liebe- und respektvolle Annehmen des Kindes, das Wissen um die Bedeutung und die Fähigkeit zum Aufbau der Beziehung sowie zum Loslassenkönnen gegen Ende der Kindergartenzeit, gehören zu der professionellen Haltung unserer Erzieher / - innen.
Das Kind ist ein Bewegungs - und Sinneswesen
Je feiner, differenzierter und unverfälschter die Sinneseindrücke des Kindes sind, desto mehr Sicherheit entwickelt das Kind in seinem Körper, und erlebt die Welt als begreifbar und handhabbar.
Der Förderung der Sinne, gerade auch der Basalsinne kommt im Waldorfkindergarten eine große Bedeutung zu.
Der Tastsinn wird durch die Auswahl der das Kind umgebenden Spielmaterialien als auch bei der Möblierung, die weitgehend aus der Natur stammen (zum Beispiel Wolle, Seide, Holz, Kastanien, Sand, Gras, Wasser, etc.) gefördert.
Der Lebenssinn, der die Wahrnehmung der Befindlichkeit bestimmt, wird gepflegt durch eine Gestaltung des Raumes, die verschiedene Äußerungen des Befindens zulässt, so zum Beispiel durch Zeiten der Behaglichkeit beim Essen, Erzählen oder Ruhen, und durch seelische Zuwendung.
Der Bewegungs- und Gleichgewichtssinn wird duch Bewegung aller Art, drinnen so wie draußen, gefördert. so können sich die Kinder nicht nur in unserem Garten nach Herzenslust, sondern auch im Gruppenraum bewegen, wobei sie vielfältige Möglichkeiten haben, sich zum Beispiel mit Hilfe von Brettern, Bänken, Leitern, Stühlen ihre eigene Bewegungslandschaft aufzubauen. Weiterhin gibt es zahlreiche Betätigungsfelder für die Feinmotorik (Kneten, Malen, Fingerspiele), als auch die künstlerische Betätigung (in der Eurythmie und im Reigen
Lernen des Kindes durch Nachahmung
In den ersten sieben Jahren lernt das Kind vor allem durch die Nachahmung. Das Kind ahmt den Erwachsenen nach, und zwar in allem was er tut, und wie er es tut.
In den ersten 2-3 Lebensjahren erlernt das Kind die drei wichtigsten Fähigkeiten: Aufrichten, Gehen, Sprechen nur durch Nachahmung. Danach ahmen die Kinder vor allem tägliche Ereignisse nach, und es kommt zu einer intensiven Spielzeit. Da jede Nachahmung ein Vorbild braucht, sind die Erzieher im Waldorfkondergarten darauf bedacht, dass das, was sie im täglichen Miteinander mit den Kindern tun, Impulse zur Nachahmung weckt. Ideal dafür sind elementare Arbeiten, die im Haushalt oder Garten anfallen. Bei handwerklichen oder handarbeitlichen Tätigkeiten (zum Beispiel Essenszubereitung und Raumgestaltung) erlebt das Kind sinnvolle Handlungsvollzüge, deren Zusammenhänge es versteht, und an denen es sich aktiv beteiligen kann. Die Kinder sind hierbei frei in ihrem Nachahmen, durch die Teilhabe am Leben lernt das Kind, und darf zu seiner Zeit und in seiner Art und Weise das Erlebte aufgreifen und dabei seine individuellen Lernschritte vollziehen. Da auch das Wie der Tätigkeit nachgeahmt wird, ist die innere Haltung der Erzieherin / des Erziehers von großer Bedeutung. Ob eine Handlung freudig, interessiert, konzentriert oder lustlos und ohne inneren Bezug ausgeübt wird, wirkt prägend auf das Kind und seine Haltung.
Das Kind braucht Sicherheit - die Notwendigkeit einer rhytrhmischen Lebensgestaltung
Eine Grundordnung im zeitlichen Ablauf gibt Kindern Sicherheit, sich ganz auf das Hier und Jetzt einzulassen. Eingebettet in die Vertrautheit des Tagesablaufs (siehe Artikel Tagesablauf) bringt das Kind seine individuellen Impulse und seine Spontanität zur Entfaltung. Rhythmus und wiederkehrende Rituale helfen dem Kind beim Übergang in die verschiedenen Aktivitätsformen. Es gibt Rituale beim Essen, beim Zusammenkommen im Morgenkreis und Rituale für die Mittagsruhe.
Der Tagesrythmus ist eingebettet in den Wochenrythmus, so sind bestimmten Wochentagen bestimmte Aktivitäten vorbehalten (so ist zum Beispiel Dienstag Backtag und Donnerstag Eurythmietag)
In die Jahreszeiten sind Monats- und Jahresrythmus eingebunden. Die Jahreszeiten setzen unterschiedliche Schwerpunkte im Kindergartenalltag und die vielen wiederkehrenden Jahresfeste geben dem Jahr die zeitliche Ordnung. So wird zum Beispiel im Frühling mit den Kindern gesät und gepflanzt, und Kräuter und Beeren werden im Sommer geerntet, und verwendet oder verarbeitet.
Höhepunkt ist dann das jeweilige Fest, im Frühling zum Beispiel das Osterfest, auf das die Kinder hin leben und dessen Vorbereitung mit allen Sinnen erlebbar gestaltet wir
Die besondere Bedeutung des Spiels für das Kind
Das Spiel des Kindes ist nicht nur bloßes "Beschäftigtsein", sondern bedeutet für das Kind durch Tätigsein die Welt kennen und verstehen lernen, und schrittweise die Welt zu erobern.
Wichtig ist der Prozess, nicht das Ergebnis. Hieraus leiten sich zwei Gestaltungsmomente des Waldorfkindergartens ab. Zum einen die tägliche, reich bemessene Zeit zum freien Spiel drinnen und draußen, zum anderen die Materialien,die einen möglichst großen Gestaltungsrahmen bieten, die wandlungsfähig und wenig ausgestaltet sind. Diesen Anforderungen entsprechen Naturmaterialien, wie zum Beispiel Kastanien, Hölzer, Steine, Muscheln oder zum Beispiel auch Tücher in verschiedenen Größen und Farben
Inklusion
Zu unserem Kindergarten gehört seit seiner Gründung vor 20 Jahren eine integrative Gruppe. Daher sind wir für die Aufgaben, die aus der Inklusion erwachsen, sehr gut gerüstet. Das beginnt mit den räumlichen Gegebenheiten, die es Kindern mit Rollstuhl oder Gehhilfen erlauben, den Kindergarten barrierefrei zu besuchen. Für die nötigen Therapien stehen uns geeignete Räumlichkeiten zur Verfügung.
Jedes Kind wird als einmalige Individualität angesehen, die gleichermaßen geachtet und respektiert wird. Die Unterschiede aller Kinder werden akzeptiert, als Bereicherung angesehen und für alle fruchtbar gemacht.
Der Kindergarten arbeitet schon seit einigen Jahren mit einer logopädischen Praxis aus dem Nachbarort Königswinter zusammen. Eine Mitarbeiterin kommt regelmäßig mehrmals die Woche in die Einrichtung und fördert Kinder mit Sprachentwicklungsproblemen. Ebenso arbeiten wir mit einer physiotherapeutischen Praxis aus Hennef zusammen, die über eine langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern verfügt. Darüber hinaus sind wir gut vernetzt mit dem Frühförderzentrum in Hennef.